Instrumente

Die Orgeln am
Gesundbrunnen

Als im Jahr 2017 am Michaelis-Tag nach fünfjähriger Planung das von der Orgelbaufirma Karl Schuke erbaute Instrument in der Kapelle erklang, blickte die Versöhnungsgemeinde dankbar zurück auf die tatkräftige konzeptionelle und finanzielle Hilfe vieler Unterstützer und Sponsoren.

Sie finden hier außerdem Informationen über weitere Orgeln in der Gemeinderegion Gesundbrunnen, die für unsere kirchenmusikalische Arbeit eine große Rolle spielen. Die verschiendenen Instrumente hier vor Ort ermöglichen eine stilistisch vielfältige Arbeit.

Orgel in Versöhnung

Bei der Planung der neuen Orgel stand ein sanftes Klangideal im Vordergrund, welches dem meditativen Charakter des Ortes gerecht werden kann. Das Instrument wurde mit einer Computertechnik ausgestattet, die eine Pfeifen-Einzelansteuerung ermöglicht. Aus neun Pfeifenreihen konnte so eine zweimanualige Orgel mit 27 Registern entstehen und der vorhandene Platz wurde maximal ausgenutzt.

Um den Gedanken der Versöhnung in die Konzeption des Instruments hineinzunehmen, wurden vier Register in ihrer Bauart bzw. klanglichen Ausprägung einem Land der ehemaligen Alliierten zur Zeit der deutschen Teilung zugeordnet. Großbritannien, Frankreich, die USA und Russland werden so in dem Instrument repräsentiert und gewissermaßen auch vereint.

Orgel in der Kapelle der Versöhnung
Orgel in Versöhnung, Foto: Johann Subklew
Orgel in Versöhnung, Foto: Johann Subklew

Das Register „Open Diapason“ wurde als Prinzipal nach dem Vorbild der englischen Bauart gebaut.

Bei der Streicherschwebung „Vox coelestis“ klingen nach amerikanischem Vorbild gleich zwei Pfeifen in einer leicht unterschiedlichen Stimmung, so dass ein schwebender, sphärischer Klang entsteht.

Das der Oboe ähnliche Register „Basson-Hautbois“ wird nach französischer Bauart als Soloregister durch seine lyrische, pastorale Klanglichkeit auffallen und im Gesamtklang zur Abrundung des Obertonklangs beitragen.

Das „Bajan“, eine helle durchschlagende Zunge, ähnlich wie bei einem Akkordeon, wurde nach russischem Vorbild gebaut. Es gibt der Orgel eine sehr individuelle Klangfarbe.

Disposition:

I. ManualII. ManualPedal
Bordun 16′Rohrflöte 8′Subbass 16′
Open Diapason 8′Aeoline 8′Octavbass 8′
Rohrflöte 8′Vox Coelestis 8′Gedacktbass 8′
Versöhnung (ab g⁰) 8′Flûte à cheminée 4′Cello 8′
Viola da Gamba 8′Nasard 2 2/3′Octave 4′
Octava amabile 4′Octavin 2′Basson 8′
Flûte à cheminée 4′Terz 1 3/5′I/P
Gambetta 4′Basson Hautbois 8′II/P
Nasard 2 2/3′Bajan
Octavin 2′II/II Sub
Terz 1 3/5′II/II Super
Basson-Hautbois 8′
II/IPiston: Resonator (Bajan)
I/I Sub
II/I Sub

Orgel mit 26 Registern, aus 9 Reihen verteilt auf zwei Manuale und Pedal; mit elektrischer Einzeltonansteuerung

Orgel in St. Paul

Eine ehrbare Hanseatin – die Rudolf von Beckerath-Orgel der Schinkelkirche St. Paul in Berlin-Wedding

Die von Schinkel erbaute St. Pauls-Kirche, welche zu den vier „Vorstadtkirchen“ gehört, beherbergte nach ihrer Erbauung 1835 eine Orgel des Berliner Orgelbauers C. A. Buchholz, welche nach etlichen ‚Umbauten‘ 1906 an den Konzertsaalbetreiber Ballschmieder (später ein Kinosaal) verkauft wurde. Alsbald versah sie auch den Dienst als musikalischen Begleiter zu Stummfilmen. 1906 übernahm die Aufgaben in St. Paul ein Orgelneubau der Fa. Walcker.

Nach den Kriegseinwirkungen des 2. Weltkrieges, in der eine Zerstörung der Kirche bis auf die Grundmauern zu beklagen war, behalf man sich nach dem Wiederaufbau mit einem Orgelpositiv der Fa. K. Schuke. Dieses kleine, aber feine Instrument steht jetzt in der Priorter Dorfkirche, in der Nähe des ehemaligen ‚Olympischen Dorfes‘ bei Elstal.

Beckerath-Orgel in St. Paul, Foto: Amaury Wenger
Beckerath-Orgel in St. Paul, Foto: Amaury Wenger

Erst in den 60er Jahren war es möglich, ein adäquates Instrument zu bestellen. Den Zuschlag erhielt der Hamburger Orgelbauer Rudolf v. Beckerath, der neben der Orgel in St. Paul, hier 34 Register, 3 Manuale und Pedal (1965) auch das Instrument für St. Thomas in Kreuzberg und eine einmanualige Orgel für das Gemeindezentrum in der Schillerhöhe-Wedding baute. Somit existieren in Berlin drei Instrumente aus der Hamburger Orgelbauwerkstatt.

Neben der hanseatisch noblen Klanggestaltung gilt es bei dieser Gelegenheit eine technische Besonderheit herauszustellen, die 1993 durch eine moderne Setzeranlage ersetzt wurde: Ein mechanischer Sternchensetzer mit vier Kombinationen! Dieser Sternchensetzer ist heute noch vollständig funktionstüchtig erhalten. Die Orgel ist – nach Meinung vieler Berliner Organisten – „…eines der klangschönsten Instrumente Berlins.“

KMD Prof. Michael Bernecker

Disposition:

Firma Rudolf v. Beckerath, Hamburg, erbaut 1965, Schleifladensystem mit mechanischer Traktur und elektr. Registeranlage.

I. Manual (Hauptwerk)II. Manual (Oberwerk)III. Manual (Kronwerk)Pedal:
Gedacktpommer 16‘Gedackt 8‘Holzgedackt 8‘Subbass 16‘
Prinzipal 8‘Quintadena 8‘Rohrflöte 4‘Prinzipal 8‘
Spielflöte 8‘Prinzipal 4‘Prinzipal 2‘Gedackt 8‘
Oktave 4‘Blockflöte 4‘Quinte 1 1/3‘Offenflöte 4‘
Quinte 2 2/3‘Nasat 2 2/3‘Flageolett 1‘  Nachthorn 2‘
Oktave 2‘Waldflöte 2‘Sesquialtera 2fach  1 1/3‘Mixtur 4fach         2 2/3‘
Mixtur
6-8fach 1 1/3‘
Terz 1 3/5‘Cymbel 3fach  ½‘  Posaune 16‘  
Trompete 8‘Scharf 4fach   1‘Krummhorn 8‘  Trompete 8‘  
 Trichterregal 8‘Tremulant  Schalmei 4‘  
 TremulantSchweller   
Tonumfang C-g‘‘‘ im Manual, C-f‘ im Pedal
Koppeln II-I, III-II, III-I, I-P, II-P, III-P
elektronische Setzeranlage der Fa. Heuss
Stimmtonhöhe: 440Hz bei 19,6°C
Temperierung nach Bach-Kellner

Orgel in Stephanus

Die Stephanus-Kirche wurde 1902-04 erbaut und erhielt in dieser Zeit auch eine Orgel der Firma Schlag & Söhne, welche über der Eingangshalle unter drei gotischen Spitzbögen passgenau eingebaut wurde. Das Instrument ist das Opus 681 der Orgelbauer aus Schweidnitz/Schlesien und war vor dem Einbau in die Kirche sogar auf der Ausstellung für Handwerk und Kunstgewerbe in Breslau gezeigt worden. In den 60er Jahre wurden verschiedene orgelbauliche Gutachten erstellt, die eine klangliche Veränderung der Orgel begründeten. Letztlich wurde aber 1971 nur eine Elektrifizierung der Tastatur und damit ein Austausch des historischen Spieltischs durch die Firma Karl Schuke vorgenommen. An der ursprünglichen Disposition wurde nichts verändert; der historische Spieltisch ist immer noch erhalten und kann auf der Empore besichtigt werden. So ist die Orgel in der Stephanus-Kirche heute als einziges erhaltenes Instrument in Berlin aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts zu einem Klangdenkmal in der Berliner Orgellandschaft geworden.

Orgel in der Stephanus Kirche
Foto: Amaury Wenger

Disposition:

I. HauptwerkII. Schwellwerk IIII. Schwellwerk IIPedal
Principal 16′  Bordun 16′Gedackt 16′  Principalbass 16′  
Principal 8′  Principal 8′  Flötenprincipal 8‘Violon 16′  
Doppelflöte 8′  Portunalflöte 8′  Lieblich Gedackt 8′  Lieblich Gedackt 16′  
Hohlflöte 8′  Salicional 8′  Aeoline 8′  Quinte 10 2/3′  
Gamba 8′  Quintatön 8′  Vox cölestis 8′  Octavbass 8′  
Gemshorn 8′  Principal 4′  Fugara 4′  Bassflöte 8′  
Octave 4′  Rohrflöte 4′  Traversflöte 4′  Violoncello 8′  
Offenflöte 4′  Piccolo 2′  Harmonia aetheria 2-3f  Aeoline 8′  
Rauschquinte 2f 2 2/3′ + 2′  Progressivharmonika 2-3f  Vox humana 8′ (durchschlagend)  Posaune 16′  
Mixtur 3-4f  Klarinette 8′ (durchschlagend)Tremulant für Vox humana   
Kornett 3f 8′     
Trompete 8′   
Kegellade, elektropneumatische Traktur, 40 Register (davon 2 Transmissionen), Manual C-f3, Pedal, C-d1, II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P, 2 freie Kombinationen, Tutti, Crescendowalze