Roggenfeld

Mitten in
der Metropole
Im Roggenfeld mit Konfis

Ein Ackerfeld in der Stadt

Mitten in der Metropole streift der Blick über das Roggenfeld, über den angrenzenden Friedhof, zum weiten Himmel. Mit den Jahreszeiten wächst zwischen Saat und Ernte Jahr um Jahr das Getreide, von dem die Kapelle der Versöhnung umgeben ist. Mit der Grenzmauer versuchte die DDR-Regierung, den Lebenszyklus einer Millionenstadt anzuhalten. Die Mauer sollte eine Ewigkeit stehen, wurde aber schon nach einer Generation von den Menschen überwunden. Nach der Friedlichen Revolution wurde aus dem Todesfeld an dieser Stelle wieder ein Ackerfeld.

Bestandteil der Gedenkstätte

Was im Frühjahr 1990 mit der Aussaat von Lupinen im Mauerstreifen begann, hat die Versöhnungsgemeinde später als Teil der Gemeindearbeit aufgenommen: Im Todesstreifen sollte wieder etwas wachsen. Als Kunstaktion 2005 vom Bildhauer und Steinmetz Michael Spengler ins Leben gerufen, wurde das Roggenfeld später Bestandteil der Gedenkstätte Berliner Mauer. Als künstlerischer Ausdruck von Säen, Wachsen und Vergehen, von Vergänglichkeit und Ewigkeit, fand das Feld seinen Ort im Erinnerungskontext der Berliner Mauer.

Blühender Rand vom Roggenfeld
Roggenfeld neben der Kapelle der Versöhnung

Die Kapelle im Roggen

Das Feld ist nicht nur wieder gewonnene Natur. Es ist auch Metapher für den Bedeutungswandel des Mauerstreifens. Die Gewalt an der Grenze zerstörte viele Leben. Mindestens 140 Menschen starben an der Berliner Mauer. Vor diesem Hintergrund hat das biblische Vaterunser-Gebet einen besonderen Klang, wenn es täglich in vielen Sprachen der Welt gesprochen wird, hier in der vom Brotgetreide umgebenen Kapelle. Darin heißt es: „Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld“. Wo gesät werden kann, ist Frieden. Aus der Ernte des Roggenfeldes werden Brote und Oblaten gebacken. Roggenkörner werden in kleine Säckchen gefüllt. Jedes enthält etwa 300 Gramm Korn, für eine Mahlzeit oder zur Aussaat. Sie sind an der Kapelle gegen eine Spende erhältlich.

Der Verein Friedensbrot

Über den 2012 gegründeten Verein Friedensbrot e.V. ist das aus der Versöhnungsgemeinde entstandene Projekt mit Erinnerungsorten in 13 osteuropäischen EU-Ländern verbunden, die einst hinter dem Eisernen Vorhang lagen.

Initiativgruppen der Zivilgesellschaft haben vom Baltikum bis an das Schwarze Meer an verwundeten Orten ihrer Geschichte ebenfalls Roggenfelder angelegt, mit der Saat vom Getreide an der Bernauer Straße.

Informationen im Gemeindebüro und unter friedensbrot.de.

Blick auf einen Traktor nach dem Striegeln im Roggen durch einen Notausgang
Nach dem Striegeln des Roggens