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Mauern überwinden

Erklärung des Gemeindekirchenrates der Evangelischen Versöhnungsgemeinde Berlin-Wedding vom 19.10.2024, nach dem versuchten Brandanschlag vom 18. Oktober 2023 auf die Synagoge „Kahal Adass Jisroel“ in der Brunnenstraße 33, 10115 Berlin

„Die in Folge des Terrors der palästinensischen Hamas gezielten Angriffe auf die Synagoge „Kahal Adass Jisroel“ und jüdische Einrichtung in unserer unmittelbaren Nachbarschaft erschüttern uns sehr. Nur wenige hundert Meter vom Erinnerungsort Bernauer Straße entfernt, entladen sich antisemitischer Hass und Gewalt. Wir erklären uns solidarisch mit unseren jüdischen Nachbarn, die in Angst um Freunde und Verwandte in Israel leben – und mitten in Berlin Opfer von Beschimpfungen, Anfeindungen und Gewalttaten werden. Es gilt sie unbedingt zu schützen vor weiteren Anschlägen.

Seit Jahren gestalten wir gemeinsam in unserem Kiez – entlang der ehemaligen Grenze zwischen Ost und West – interreligiöse Dialoge, um Mauern zu überwinden. Alljährlich lesen Christen, Juden und Muslime gemeinsam an einem Abend aus ihren Heiligen Schriften in der Kapelle der Versöhnung. Wir wollen nicht zulassen, dass die Gewalt alles zunichtemacht“.

„Nicht durch Armeen oder Mächte soll es geschehen, sondern durch meine Kraft, spricht Gott“. Dieses Wort aus der Hebräischen Bibel vom Propheten Sacharja (Kapitel 4, Vers 6) ist zitiert auf dem Erinnerungsstein (vgl. Foto) an der alten Grenze zwischen Ost und West, im ehemaligen Todesstreifen auf der Gedenkstätte Berliner Mauer, an der Bernauer Straße. Der Stein befindet sich auf dem historischen Gelände des Sophienfriedhofes, auf dem auch jüdische Opfer während der Zeit des Zweiten Weltkrieges bestattet wurden.

Wir weisen hiermit auch hin auf die angemeldete Mahnwache gegen Antisemitismus, zu der Akteure aus dem Kiez und benachbarte Kirchengemeinden aufgerufen haben für Freitag, den 20. Oktober, ab 17.30 Uhr vor der Synagoge in der Brunnenstraße 33. Sie soll ein deutliches Zeichen der Solidarität setzen.

Zudem hat auf Initiative der Deutsch-Israelischen Gesellschaft ein breites Bündnis für Solidarität und gegen den Terror zu einer Kundgebung für Solidarität und gegen den Terror aufgerufen: Am Sonntag, dem 22. Oktober, um 14 Uhr am Brandenburger Tor. Die Evangelische Kirche in Deutschland ist Mit-Trägerin des Bündnisses und der Kundgebung, die Ratsvorsitzende der EKD wird eine der Rednerinnen sein. Die Kundgebung soll ein Zeichen dafür sein, dass die Mitte der Gesellschaft für Solidarität und gegen menschenverachtende und gewaltsame Ideologien einsteht und aufsteht.

Interreligiöse Lesung
Verbindend in den drei abrahamitischen Religionen: Das Bekenntnis zum Einen Gott. Der Aachener Künstler Shahid Alam schuf diese Kalligraphien mit dem Jüdischen Glaubensbekenntnis (rechts), dem Johannes-Prolog des Neuen Testamentes Johannes 1, 1-5 (Mitte) und dem Reinen Gottesbekenntnis aus dem Koran (links, Sure 112 u.Sure 24,35). Abbildung: Postkarte aus der St.-Thomas-Kirche Berlin Kreuzberg,Kalligraphie-Ausstellung 2017