„Nimm eine Kerze in die Hand…“ – so beginnt eine Zeile in dem Gedicht von Hilde Domin: „Die schwersten Wege“. Die Wege vom Ewigkeitssonntag, an dem all derer gedacht wird, die in diesem vergangenen Kirchenjahr aus unserem Leben heraus gestorben sind, sind schwer: Wege an die Gräber, und an die Orte, wo sie gewohnt haben.
Manchen tut es gut, wirklich eine Kerze zu nehmen. Im Gedenk-Gottesdienst zünden wir Lichter an, für die Verstorbenen unserer Kirchengemeinde und darüber hinaus für jene Toten, die uns im Leben nahe waren.
Herzliche Einladung, am Sonntag, dem 21.11.2021, in die Kapelle der Versöhnung (unser Foto). Beginn um 10 Uhr. Wir bitten Sie freundlich, sich in die Anwesenheitsliste einzutragen, und die Hygiene-Schutzmaßnahmen einzuhalten. Kommen Sie bitte möglichst 3 G – geimpft, getestet oder genesen. In Verbundenheit, grüßt Thomas Jeutner
DIE SCHWERSTEN WEGE werden alleine gegangen, die Enttäuschung, der Verlust, das Opfer, sind einsam. / Selbst der Tote der jedem Ruf antwortet / und sich keiner Bitte versagt / steht uns nicht bei / und sieht zu / ob wir es vermögen.
Die Hände der Lebenden die sich ausstrecken / ohne uns zu erreichen / sind wie die Äste der Bäume im Winter. /
Alle Vögel schweigen. / Man hört nur den eigenen Schritt / und den Schritt den der Fuß / noch nicht gegangen ist aber gehen wird. / Stehenbleiben und sich Umdrehn / hilft nicht. Es muss / gegangen sein.
Nimm eine Kerze in die Hand / wie in den Katakomben, / das kleine Licht atmet kaum. /
Und doch, wenn du lange gegangen bist, / bleibt das Wunder nicht aus, / weil das Wunder immer geschieht, / und weil wir ohne die Gnade / nicht leben können:
die Kerze wird hell vom freien Atem des Tags, / du bläst sie lächelnd aus / wenn du in die Sonne trittst / und unter den blühenden Gärten / die Stadt vor dir liegt, / und in deinem Hause / dir der Tisch weiß gedeckt ist.
Und die verlierbaren Lebenden / und die unverlierbaren Toten / dir das Brot brechen und den Wein reichen – / und du ihre Stimmen wieder hörst / ganz nahe / bei deinem Herzen.
Hilde Domin, in „Nur eine Rose als Stütze“ (1959)