Am heutigen 6. Dezember 2023 jährt sich der Todestag von Pfarrer i.R. Manfred Fischer zum zehnten Mal. Mit Erschütterung hatte die Evangelische Versöhnungsgemeinde in Berlin-Wedding am Zweiten Advent 2013 vom Tod ihres langjährigen Pfarrers Manfred Fischer erfahren. Im Sonntagsgottesdienst hatte seine Familie den versammelten Gemeindemitgliedern berichtet, dass der damals 65jährige zuvor mehrmals am Herzen operiert worden war. Nach der letzten Operation im Berliner Herzzentrum war er nicht mehr aufgewacht. Am 6. Dezember 2013 war Manfred Fischer gestorben. Für die gedenkenden Freunde, Weggefährten und vor allem für seine Familie erhoffen wir, dass wahr wird, was damals von seinen Angehörigen im Adventsgottesdienst gesungen wurde: das Lied gewordene Gebet um Gottes Behüten in schwerer Zeit, nach den Worten Paul Gerhardts:
„Befiehl du deine Wege, und was dein Herze kränkt,
der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt.
Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn,
der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann“.
Erst im April 2013 war Manfred Fischer von seinem 38jährigen Dienst in der Versöhnungsgemeinde entpflichtet und in den Ruhestand verabschiedet worden. Mit seinem frühen Tod hatte die Gemeinde mit ihm einen Begleiter, Seelsorger, Prediger und Stadtteilarbeiter verloren, der über den jahrzehntelang gemeinsam gegangen Weg vertraut geworden war. Im aktuellen Gemeindebrief (Dezember 2023/Januar 2024) der Kirchenregion Gesundbrunnen, zu welcher auch die Weddinger Versöhnungsgemeinde gehört, ist ein würdigender Rückblick auf das Leben von Manfred Fischer zu lesen (PDF hier). Er wurde verfasst von Professor Dr. Axel Klausmeier (Direktor der Stiftung Berliner Mauer, Mitglied der Versöhnungsgemeinde).
Zum Hintergrund: Manfred Fischer, Jahrgang 1948, hat in seiner Geburtsstadt Frankfurt am Main und später in Berlin Theologie und Kirchensoziologie studiert. Als junger Pastor begann er zu Weihnachten 1975 seinen Pfarrdienst im Westberliner Bezirk Wedding in der Evangelischen Versöhnungsgemeinde. Sie grenzte direkt an die Mauer. Die historische Versöhnungskirche lag unzugänglich im Todesstreifen und war erst 1985 gesprengt worden. Gleichzeitig wurde der Gemeindekiez zu einem der größten Sanierungsgebiete West-Europas und abgerissen. Manfred Fischer beteiligte sich in etlichen Vereinen und Bürgerinitiativen in seinem Gemeindeumfeld. Nach dem Sturz der Mauer 1989 begann für Manfred Fischer ein bis zu seinem Lebensende andauerndes Engagement zum Gedenken an die Opfer der Mauer und die Teilung Berlins. Manfred Fischer gehört zu den Gründern des Vereins Gedenkstätte Berliner Mauer und zu den Initiatoren der „Kapelle der Versöhnung“, eines international beachteten Lehmbaus und Ort von Gedenkandachten für die Todesopfer an der Mauer. Die Bundesregierung und der Berliner Senat haben dieses bürgerschaftliche Engagement aufgenommen und 2008 die Stiftung Berliner Mauer gegründet. 2008 erhielt der Theologe vom Regierenden Bürgermeister den Verdienstorden des Landes Berlin, 2013 vom Bundespräsidenten das Bundesverdienstkreuz erster Klasse. Sein Grab befindet sich in Französisch-Buchholz.